Am Sonntag, 30. November 2025, wird in der Straße der Menschenrechte in Nürnberg die Säule Nummer drei mit der Aufschrift „Recht auf Leben“ grün angestrahlt. Die Beleuchtung beginnt um 16.45 Uhr und ist Teil des weltweiten Aktionstages „Städte für das Leben, Städte gegen die Todesstrafe“, der von der Laienbewegung Sant’Egidio koordiniert wird.
Aktion in Nürnberg
Die Stadt beteiligt sich damit erneut an einer jährlichen Initiative, mit der zivilgesellschaftliches Engagement für die Abschaffung der Todesstrafe sichtbar gemacht werden soll. Der grüne Schein auf der Säule ist angekündigt als ein öffentliches Zeichen gegen Hinrichtungen und für das Recht auf Leben.
Hintergrund der Kampagne
Die Kampagne läuft nach Angaben ihrer Organisatoren seit 2002 und umfasst nach ihren Angaben Aktionen in mehr als 100 Ländern. Weltweit unterstützen demnach rund 2 500 Städte die Initiative, davon etwa 300 in Deutschland. Die katholische Laienbewegung Sant’Egidio, die die Aktion koordiniert, nennt rund 70 000 Mitglieder in etwa 70 Ländern.
Sant’Egidio engagiert sich nach eigenen Angaben seit 1998 systematisch gegen die Todesstrafe und wirkt in der Weltkoalition gegen die Todesstrafe mit. Die Gemeinschaft berichtet zudem von hunderten persönlichen Kontakte zu Todeskandidatinnen und Todeskandidaten sowie von Projekten zur Verbesserung der Haftbedingungen. Als Beispiel für individuelles Engagement weist die Organisation auf die Menschenrechtsaktivistin Tamara Chikunova hin. Sie erhielt 2005 den Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis, nachdem ihr Sohn in Usbekistan aufgrund einer ungeklärten Anschuldigung zum Tode verurteilt und hingerichtet worden war.
Internationale Entwicklungen: Fortschritte und Rückschläge
Auf der Ebene der Vereinten Nationen stieg die Zahl der Staaten, die ein weltweites Hinrichtungsmoratorium fordern, nach der Generalversammlung im Dezember 2024 weiter an. 130 Länder votierten demnach für die zehnte Resolution zu einem Moratorium mit dem Ziel der vollständigen Abschaffung der Todesstrafe. Damit unterstützte mehr als zwei Drittel der UN-Mitgliedstaaten die Forderung.
Seit Dezember 2022 haben mehrere Staaten ihr Abstimmungsverhalten verändert. Antigua und Barbuda, Kenia, Marokko und Sambia stimmten erstmals für die Resolution. Die Bahamas, Bangladesch und die Demokratische Republik Kongo änderten ihr Votum von Nein zu Enthaltung. Ebenfalls zustimmend votierten Sao Tome und Principe, die Seychellen, Somalia und Vanuatu.
Rechtliche Schritte und Einzelfälle illustrieren die unterschiedliche Entwicklung: Im Juli 2024 schaffte Pakistan die Todesstrafe für Drogendelikte ab. In Japan wurde im Oktober 2024 der 88-jährige Iwao Hakamada nach 45 Jahren im Todestrakt entlassen, was dort die Debatte über das Strafsystem neu befeuerte. Vietnam strich 2025 die Todesstrafe für einige Delikte.
Gleichzeitig ist die Lage in anderen Regionen angespannt. In Krisengebieten wie dem Gazastreifen und im Iran wurden laut Berichten zahlreiche Hinrichtungen vollstreckt. Teilweise betrafen die Vollstreckungen Minderjährige, was gegen internationales Recht verstößt. Nach längeren Unterbrechungen verhängten Sudan, Südsudan und Uganda im Jahr 2024 wieder Todesurteile.
Die Organisatoren und Unterstützer der Aktion sehen die Beleuchtung öffentlicher Orte als einen Beitrag zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit. Die jüngsten Entwicklungen auf internationaler Ebene zeigen, dass die Diskussion über die Todesstrafe weiterhin von Fortschritten wie Rückschlägen geprägt ist.
Die Nennung der Beleuchtungszeit in Nürnberg ist als Teil dieser laufenden Debatte zu verstehen. Die Stadt nennt die Aktion einen sichtbaren Beitrag zur Erinnerung an das Recht auf Leben.
Quelle anzeigen
Auch interessant:


