Freitag, 21.11.2025

Erlangen verabschiedet langfristige Strategie zur Verhinderung von Wohnungslosigkeit

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Der Sozialausschuss des Stadtrats hat ein Handlungskonzept zur Umsetzung des Nationalen Aktionsplans gegen Wohnungslosigkeit beschlossen. Die Stadt präsentiert damit erstmals eine langfristige und ganzheitliche Strategie, die auf frühzeitige Prävention, passgenaue Unterstützung und die Rückkehr in regulären Wohnraum abzielt.

Zahlen und Ursachen

Zum Stichtag 31. Januar 2025 waren in Erlangen 316 Menschen ordnungsrechtlich untergebracht. Nach Angaben der Stadt handelt es sich bei etwa einem Viertel dieser Personen um Kinder und Jugendliche. Neben der sichtbaren Unterbringung in Notunterkünften wächst laut Konzept die verdeckte Form der Wohnungslosigkeit, wenn Betroffene vorübergehend bei Freunden oder Bekannten unterkommen.

Besonders betroffen sind einkommensschwache Haushalte, Alleinstehende, Alleinerziehende und Kinder. Als Hauptursache nennt die Stadt den Mangel an bezahlbarem Wohnraum, vor allem im unteren und geförderten Mietsegment, kombiniert mit hoher Nachfrage und geringer Bautätigkeit.

Prävention und konkrete Angebote

Das Konzept folgt den Zielen des nationalen Aktionsplans und setzt auf frühzeitige Beratung, Intervention bei Konflikten sowie Unterstützung bei Miet und Energieschulden. Zielgruppen sind Familien, Jugendliche, ältere Menschen, Menschen mit Sucht oder psychischen Erkrankungen und alleinlebende Personen. Die Hilfen sollen individuell an den Lebenskontext der Betroffenen angepasst werden.

Die Stadt stellt derzeit rund 415 Plätze in Verfügungswohnungen und Notunterkünften bereit. Diese sollen kurzfristigen Schutz bieten und sind nicht als Dauerlösung gedacht. Ergänzt werden sie durch einen Sozialpädagogischen Dienst für Wohnungsnotfälle, der bei Schulden berät, Rückführungen in eigene Wohnungen begleitet und in akuten Notsituationen vermittelt.

Als Modellprojekt wird die Unterkunft an der Möhrendorfer Straße genannt. Dort leben besonders hilfebedürftige Menschen in Einzelzimmern und erhalten intensive sozialpädagogische Betreuung. Die Stadt will nach eigenen Angaben verstärkt Projekte dieser Art fördern, die intensive Betreuung mit guter Unterbringung verbinden.

Regionale Vernetzung und Evaluation

Für die Umsetzung des Konzepts ist eine enge Zusammenarbeit mit freien Trägern, Wohlfahrtsverbänden, der Wohnungswirtschaft, dem Jobcenter sowie dem Gesundheits und Suchthilfesystem vorgesehen. Erlangen plant zudem eine Kooperation mit Nürnberg, Fürth und Schwabach, um ein integriertes Versorgungskonzept für wohnungslose Menschen mit psychischen Erkrankungen zu entwickeln.

Das Konzept sieht spezifische Lösungen für verschiedene Zielgruppen vor. Beispiele sind frauenspezifische Wohnprojekte, engere Jugendhilfestrukturen und regionale psychiatrische Angebote für Wohnungslose. Die Wirksamkeit soll durch systematisches Controlling und regelmäßige Datenerhebung überprüft werden. Die Ergebnisse werden dem Ausschuss und dem Runden Tisch Wohnungslosigkeit vorgestellt und in die Fortentwicklung des Konzepts einfließen.

Dieter Rosner, Referent für Jugend, Familie und Soziales, betont, dass man Wohnungsverluste früh erkennen und schnell reagieren müsse und dass komplexe Problemlagen wie Krankheit, soziale Konflikte, Arbeitslosigkeit oder Armut nicht mit rein verwaltenden Maßnahmen zu lösen seien. Er weist zugleich darauf hin, dass Beratung, Prävention und passgenaue Hilfen zwar unverzichtbar seien, eine wirksame Bekämpfung der Wohnungslosigkeit aber langfristig ausreichend bezahlbaren und öffentlich geförderten Wohnraum erfordere. Die Stadt habe den sozialen Wohnungsbau in den vergangenen Jahren gestärkt und wolle diesen Weg fortsetzen.

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